Sonntag, 9. Mai 2021

Feuerwerk im Unterricht



 Ich sitze in einem kleinen Sitzkreis im Schulgarten, denn meine Grundschule hatte einen Garten, keinen Hof. Wir schauen alle in einen blauen Eimer mit Wasser und wir werfen verschiedene Objekte ins Wasser. Es spritzt. Ein kleiner Stein, ein Karton, eine Wäscheklammer. Die Lehrerin nähert sich meiner Gruppe, zeigt einen Radiergummi und wir sollen Vermutungen anstellen, ob er schwimmen, untergehen oder schweben wird. Dann wirft sie ihn ins Wasser und wir überprüfen, was passiert. Wir halten einen etwas bespritzten Block auf dem Schoss und schreiben auf, welche Objekte, sich wie verhalten.

Deutschunterricht, 6. und 7. Klasse zusammen. Eine meiner besten Freundinnen, Karin ist die Prinzessin, ich spiele die Rolle der Königin Mutter. "Ich will dein Geselle und Spielkamerad sein, an deinem Tischlein neben dir sitzen, von deinem goldenen Tellerlein essen, aus deinem Becherlein trinken, in deinem Bettlein schlafen: Wenn du mir das versprichst, so will ich hinuntersteigen und dir die goldene Kugel wieder heraufholen" sagt der Frosch Mathias im Brunnen.

Irgendwo in einem Raum, viel Licht, grosse Fenster. Ich kann gar nicht mehr nachvollziehen, wo das gewesen sein kann, denn keine der Schulen, in denen ich war hatte ein Labor. Vermutlich hat jemand Bunsenbrenner und ein Destillationsanlage aufgestellt und ich durfte den Brenner anmachen und Wasser abmessen. Alle haben auf mich geschaut.

Sitzkreis, Spanischunterricht. Wir hören gespannt auf die Lektüre: "Milla Lonco" Zwei Freunde erleben Freundschaft und Abenteuer in einer Welt, in der Indianer die Soldatenfestungen überfallen. Total faszinierend für mich.

Sekundarstufe, Gruppentische, Wirtschaftsunterricht, Dokumente und Briefe wandern von einer Gruppe in die andere. Wir waren die Bank in diesem Unternehmensgefüge. Ich musste Kleingeld umtauschen. Andere mussten Rechnungen ausstellen, Lieferscheine, Schecks. Normalerweise war der BW-Unterricht super langweilig, aber diese Aktion war super!

Erinnerungen an meine Schulzeit...

Woran erinnerst du dich, wenn du an deine Schulzeit denkst? 

Es sind die Momente, in denen man selbst im Mittelpunkt stand, in denen man selbst eine wichtige Rolle spielte, in denen man etwas Außergewöhnliches tat, wie im Garten arbeiten oder auf der Bühne stehen. Besonders spannende Erzählungen, besonders interessante Aufgaben, aktuelle Themen, besonders knifflige Fragestellungen oder authenische Spiele.

Roberto Rosler oder Francisco Mora Teruel, zwei bekannte Neurowissenschaftler erklären es in  Vorträgen, Kongressen  und Webinaren: Emotion und Bedürfnis setzten Dopamin frei, wecken die Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft. Klar und deutlich sprechen sie sich aus gegen künstliche Intelligenz. Ohne authentisches Interesse, Emotion oder Bedürfnis soll kein nachhaltiger Lernerfolg stattfinden. Darauf haben vermutlich auch die Sprachwissenschaftler aufgebaut, als sie für pragmatischen, handlungsorientierten Sprachunterricht plädierten. 

Also bitte, zünden wir jede Stunde ein kleines Feuerwerk, dann ist der Lernerfolg größer.





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