Sonntag, 2. Mai 2021

Relaunch der Drillübungen

Ich ärgere mich seit Jahren darüber, dass ich meinen Schülern zwar Grammatikphänomene

erkläre, (Natürlich immer themenbezogen, aus dem Text herausgearbeitet, ganz brav, wie

es die modernen Wissenschaftler vorschreiben!!) und sie auch in Lückentexten oder durch

Umformungen üben lasse (Wie die Lehrbuchautoren es vorsehen.), aber sobald sie dann

selbst einen eigenen Text verfassen oder einen Vortrag halten, machen sie absolut alle

Grammatikfehler, die ich bereits kurz davor thematisiert hatte.

Kollegen der Sekundarstufe wundern sich immer wieder, dass unsere jungen Sprach-

abenteurer nach 8 Jahren Deutschunterricht immer noch sagen: 


Ich habe Tennis gespielen. 

Sie ist traurig, weil sie hat eine schlechte Note bekommen.

Der Junge, das ich kennengelernt habe, ist nett.

Am Nachmittag ich mache Hausaufgaben.

Und sie beschuldigen ihre Kollegen aus der Grundschule.

Die Grundstufenlehrer andererseits gestehen keine Schuld. Sie behaupten, sie hätten das

die Schüler gelehrt, aber spielerisch und amüsant, in der Sekundarstufe würde man ihnen

die Freude am Spracherwerb nehmen.

Und da das gegenseitige “Beschuldigungs-Match” keine Verlierer hervorbringt, schiebt man

die Schuld dann auf die Schüler ab, die so faul seien, und nicht lernen würden. 

Aber was, wenn es an Automatisierungstraining fehlt? Ist nicht der logische Schritt zwischen verstehen und praktisch anwenden, die Automatisierung? 

                                                        

Seit dem Einmarsch der kommunikativen Ansätze im Fremdsprachenerwerb in den 70er Jahren ist Pattern Drill absolut verpönt. Handlungskompetenz steht seitdem im Mittelpunkt, Alltagsthemen, die für Schüler relevant sein sollen, der kreative und der pragmatische Umgang mit der Sprache. Strukturen wiederholen bis man sie internalisiert, ist nun unerwünscht. Für jeden modernen Fremdsprachenlehrer Tabu! Auch für mich ...

Aber heute traue ich mich zu sagen, dass beide Ansätze  sich nicht unbedingt ausschließen, weil ein Zuwachs an Struktur- und Wortschatz-Potential natürlich auch die Handlungskompetenz erweitert. Warum mussten denn sonst Piephos Anhänger nach der kommunikativen Wende den Schülern Redemittel anbieten für ihre Rollenspiele und Gespräche? Nämlich deshalb weil der Fremdsprachler erstmal Srachmaterial braucht, um dann kompetent zu handeln. Und die Gespräche in der Fremdsprache sind erst dann authentisch und frei, wenn der Sprecher unbewusst von Sprachmustern und Wortschatz Gebrauch machen kann, oder? Aber das ist nur eine Überlegung, ich weiss nicht, was mein Methodik Dozent dazu sagen würde.

Ich versuch es also erstmal einmal mit dem Relaunch der Drillübungen. Und vielleicht können sie auch Spass machen. Aber darum gehts erst im nächsten Beitrag...


1 Kommentar:

  1. Ich habe deinen Blog als ersten neuen in Coronazeiten hier (https://wiki.zum.de/wiki/Lehrerblogs#FuFuchs) eingetragen. Schau mal, was es da sonst noch gibt.
    Übrigens, mir ist die Schriftgröße etwas klein. Da sind Geschmack und Lesekomfort gegeneinander abzuwägen.

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