Montag, 13. September 2021

Keine Angst vor Binnendifferenzierung

Die Bundeszentrale für Politische Bildung unterscheidet folgende Wege zur Binnendifferenzierung im Unterricht:

 
Varianten der DifferenzierungInstrumente (Beispiele)
… nach Anforderungsniveau und Umfang
  • Aufgaben mit unterschiedlichen Schwierigkeiten
  • Unterschiedliche Aufgabenmenge bei gleicher Bearbeitungszeit
  • Pflicht- und Wahlaufgaben
  • Basis- und Expertenaufgaben
  • Arbeit mit "Gestuften Hilfen"
  • Lerntempoduett
  • … nach Neigung und Interesse
  • Neigungs- und Interessenaufgaben
  • Unterschiedliche Lernwege berücksichtigende Aufgaben
  • … nach Grad der Selbstständigkeit
  • (Wochen-)Planarbeit
  • Stationenarbeit
  • Freiarbeit/Projektarbeit
  • https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/318287/binnendifferenzierung-in-der-praxis

    Viele andere Autoren wie z.B. auch Carol Ann Tomlinson unterteilen die Instrumente  der Binnendifferenzierung ungefähr nach denselben Kriterien. Die US amerikanische Autorin spricht in ihrem BuchThe Differentiated Classroom: Responding to the Needs of All Learners von Differenzierung auf verschiedenen Ebenen: Die Lern- und die Lehrebene.
    Die Schüler können dem Unterrichtsgegenstand differenziert begegnen, je nach Neigung oder Interesse, über verschiedene Lernprozesse oder Lernwege und sie können den gelernten Stoff oder die gelernte Kompetenz unterschiedlich vortragen/darstellen.
    Zudem unterscheidet Tomlinson auch drei Varianten der differenzierten Lehrangebote, die  unterschiedlichen Themenangebote, Aufgaben zu unterschiedlichen Kompetenzebenen und Aufgaben, die unterschiedliche Lernwege, Lernstile oder Intelligenzen ansprechen. Beide Ebenen können unterschiedlich miteinander kombiniert werden.
    Und damit der Leser nicht gleich zurückschreckt, im Laberinth der theoretischen Beschreibungen, bietet sie  dann eine Reihe von praktischen Instrumenten, die die Umsetzung ermöglichen.



    Grundlage all dieser Instrumente ist ein Kerncurriculum, meist ein kompetenzbezogenes Kerncurriculum, das das Rückrat des Unterrichts darstellt. Dieser grundlegende Stoff oder diese Mindestkompetenzen können von JEDEM Schüler erworben werden. Der Lehrer bietet verschiedene Herangehensweisen, mehr oder weniger Freiraum bei der eigenen zeitlichen und inhaltlichen Lernprozessgestaltung und/oder er bietet zusätzliche Hilfen oder zusätzliche Wahl- oder Expertenaufgaben. Es varieren also der Umfang, das Anforderungsniveau,  und das Tempo, aber der Unterrichtsgegenstand ist immer dergleiche. 

    Freitag, 10. September 2021

    Die Mythen über Binnendifferenzierung

     

    Binnendifferenzierung ist aus meiner Perspektive weltweit ein neues Qualitätsmerkmal des Unterrichts und zugleich eine der größten Herausforderungen für die Lehrer. 

    Sobald man sagt: "Du musst differenzieren!" kommt sofort die Antwort:

    "Ich kann doch nicht jede Aufgabe in drei Varianten vorbereiten. So viel Zeit habe ich nicht!" 

    "Ich mag das nicht. Wenn jeder was Anderes tut, dann verliere ich den Überblick und die Kontrolle über das Unterrichtsgeschehen."

    "Wie soll ich differenzieren, wenn später alle dieselben  Klassenarbeiten bestehen müssen?"

    Diese Antworten lassen schliessen auf Mythen wie der höhere Zeitaufwand, der Zerfall der Unterrichtsstruktur, die fehlende Kontrollmöglichkeit und das Problem der Evaluation.

    Binnendifferenzierung heisst  aber nicht unbedingt, dass jeder Schüler ein individuelles Lernpaket  bekommt. Der binnendifferenzierte Unterricht wird nämlich nicht Stunde für Stunde vorbereitet, Aufgabe für Aufgabe, sondern Lerneinheit für Lerneinheit; themenbezogen oder kompetenzbezogen. Der Lehrer muss am Beginn einer jeden Lerneinheit vielfältige Aufgaben vorbereiten, die unterschiedliche Lernwege, Interessen und Anforderungsniveaus berücksichtigen und muss sich überlegen welchen Arbeitsrahmen er setzt: Freiarbeit, Stationen, Wochenplan und welche Hilfen oder Hilfsmittel er den Schülern gewährt. Nach dieser zeitaufwendigen Vorbereitungsphase einer ganzen Einheit, muss er mehrere Wochen lang kein Material mehr vorbereiten. Danach arbeiten die Schüler ganz differenziert an diesen Aufgaben und der Lehrer betreut sie dabei einzeln. Der Arbeitsaufwand ist also nicht grösser, sondern anders aufgeteilt.

    Binnendifferenzierter Unterricht erfordert zudem auch  Phasen des Frontalunterrichts , um das Thema einzuleiten, um die Regeln zu erläutern und auch warum nicht, um den Unterrichtsgegenstand  für alle zu erklären oder allgemein übliche Fehler zu besprechen.  

    Carol Ann Tomlinson stellt den binnendifferenzierten Unterricht sogar als Kette dar. 




    Hier lösen sich Phasen der gemeinsamen Arbeit (Plenum, Frontal) und Phasen der differenzierten Arbeit (In Gruppen, Partner oder Einzelarbeit) ab.
    So gesehen muss der Lehrer abwechselnd die Rolle des Beraters und Betreuers und die Rolle des Referenten und Bewerters übernehmen. Das erlaubt ihm den Zusammenhalt der Unterrichtsstruktur und den Gesamtüberblick.

    Das Bedenken über die Evaluation allerdings, das teile ich zum Teil auch. 




    Mittwoch, 14. Juli 2021

    Die Schlüssel zu unbekannten Wörtern im Text

    Unsere DaF-Schüler müssen ohne Hilfsmittel authentische Sachtexte oder Literatur lesen. Nach zwei Minuten geht es los: "Was heißt Nahrungsmittel?, Ballaststoffe?" "Was bedeutet Anmeldefrist?" "Ich verstehe das Wort verursachen nicht!" Und da sie die Vertreter der Prompt-Response-Generation sind, die es gewohnt ist durch ein Click die erwünschte Lösung zu erhalten, fragen sie sofort nach. Aber das Schlimmste dabei ist, dass auch wir Lehrer (Die eindeutig nicht mehr zu dieser Generation gehören!) prompt antworten. Dadurch werden die Schüler nicht nur denkfaul und lehrerabhängig, sondern unfähig autonom Vokabeln zu erschließen. 

    Um das Problem zu lösen, muss man sich aber erstmal mit der Frage auseinandersetzen, welche Rolle die einzelnen Vokabeln in einem Text überhaupt spielen: Ein Text ist viel mehr als nur die Addition verschiedener semantischer Einheiten und dem entsprechend ist Lesen viel mehr als nur lose Sinneseinheiten zu addieren, oder? 

    1993 verfasste Gerhard Röhr ein sehr empfehlenswertes Buch namens Erschließen aus dem Kontext, in dem er zwei Textverarbeitungsmodelle gegenüberstellte: Die additiv-elementarische Textverarbeitung, für die unsere Schüler alle Sinneseinheiten nacheinander verstehen müssten, um nach und nach die Bedeutung des Textes aufzubauen. Jedes Wort ist ein Baustein und die Texterfassung ist die Summe davon.  Bei dieser Verarbeitungsform bedeutet jedes unbekannte Wort einen großen "Störfaktor", weil jedes Wort ein wichtiges Bauelement ist. 

    Dem gegenüber stellt Röhr die ganzheitliche Textverarbeitung, bei der der Leser von Anfang an den Text als Ganzes versteht. Er entnimmt einzelne Sinneselemente, fügt Informationen aus dem eigenen Wissensstand hinzu und der Text nimmt dadurch von Anfang an ganzheitliche Formen an. Er baut so zu sagen, gleich am Anfang eine Vorstellung über die Textaussagen auf.  Die ersten Vorstellungen werden dann während des Vorgangs ständig präzisiert, bestätigt oder korrigiert. Weil der erfahrene Leser auf Textebene übliche Buchstabenkombinationen, übliche Wortverbindungen, übliche Satzverbindungen, übliche Textformen bereits kennt und außerdem eine Vorstellung der Weltbeschaffenheit und der Kultur hat, entwickelt er während des Lesens eine sich ständig anpassende ganzheitliche Vorstellung des Textes. Lesen ist aus dieser Perspektive ein interaktiver Vorgang. Dabei ist ein unbekanntes Wort kein so großer Störfaktor, weil der Leser die unbekannten Einheiten seiner Vorstellung entsprechend deutet. Deshalb tolerieren wir beim Lesen auch die eine oder andere Lücke. Oder will mir jemand sagen, er schlägt während der Lektüre eines spannenden Romans jedes unbekannte Wort nach? Oder in der Sonntagszeitung?

    Natürlich kann ein Leser nicht jedes Wort erschießen. Wenn das Thema nicht zur eigenen Erfahrungswelt zählt und wenn zu wenige semantische oder morphologische Assoziationsmöglichkeiten bestehen, muss man dann doch zum Wörterbuch greifen. Röhr behauptet demnach bei Fremdsprachenlernern entwickelt sich der Leseprozess nach und nach vom additiven-elementaren Modell hin zu einer ganzheitlichen Textauffassung. Am Anfang kann der Fremdsprachler nur wenige Vorkenntnisse über die Merkmale der Zielsprache und über die Kultur des Landes zum interaktiven Leseprozess beitragen. Sobald die Sprachkompetenz wächst, geht er zu einem ganzheitlichen Lesevorgang über und wir Lehrer sollten ihnen bei diesem Übergang helfen. 

    Und wie genau sollen wir das anstellen? Der erste Schritt ist sicherlich den Text immer als Ganzes zu präsentieren, aufgrund der Elemente, die man versteht Vermutungen anzustellen, Erwartungen aufzubauen und sie während des Lesens immer wieder zu bestätigen oder zu korrigieren. Also sollte die Aufgabe nicht lauten "Lies den Text und unterstreiche die Vokabeln, die du nicht verstehst!", sondern "Was hast du verstanden?  Wie lautet das Thema des Textes? Was meinst du wird in solch einem Artikel, mit solch einer Überschrift stehen?Markiere Namen, Internationalismen, Zahlen, Zitate! Wer hatte Recht bei seinen Vermutungen über den Text?  Was steht wohl im nächsten Abschnitt? Welche Überschriften passen zu den Abschnitten? Der zweite Schritt ist dann vielleicht Strategien zu lehren, um wichtige Wörter zu erschließen und unwichtige zu tolerieren, eine schwierige Lehrer-Mission, die zum Ziel hat, dass die fortgeschrittenen Schüler der Prompt-Response-Generation die Schlüssel haben zu fremden Vokabeln im Text.

    Welche Schlüssel könnten das denn sein? Wie erschließt der erfahrene Leser unbekannte Wörter innerhalb seiner ganzheitlichen, situativen Textvorstellung? 


    Hier in diesem Sinne einige Leseverstehensaufgaben mit Schwerpunkt auf Wortschatz; Sternchenthemen B2 und B1.


                           

    Dienstag, 6. Juli 2021

    Digitales wird vom Winde verweht

    Der starke Wind, der digitale Lernformen und Videokonferenzen gebracht hat, lässt nach. Nach und nach kehren wir zurück in die Klassenzimmer, nehmen die geliebte Kreide wieder in die Hand und sind glücklich darüber endlich wieder Korrekturen in die Hefte und Mappen zu kritzeln.

    Aber wird alles Digitale nun vom selben Wind wieder verweht?

    Ich denke jetzt ist gerade der richtige Zeitpunkt, um den erzwungen Einbruch der Digitalisierung in die Schule zu analysieren, um zu überlegen welche Möglichkeiten sie uns eröffnet hat, in wieweit der Einsatz sinnvoll ist und wo die Grenzen der Digitalisierung liegen.  Eine ausgiebige Analyse des  IST- Zustands muss her, eine Analyse auf der man ein Konzept entwickelt, dass auf den neuen Voraussetzungen aufbaut und das die Entwicklung der digitalen Kompetenzen der Schüler einbezieht und die Arbeits- und Lernmethoden, sinnvoll in der Schule einbettet.

    Aus dem Marketingbereich in der Betriebswirtschaft ist eine Methode bekannt, die als Grundlage dienen könnte, solch eine Analyse durchzuführen: Die SWOT Analyse.

    In einer Matrix trägt man ein, welche die internen oder externen vorteilhaften Variablen sind und welche Schwächen und Risiken zu erkennen sind.




    Daraus kann man dann sinnvolle Strategien entwickeln, die es uns erlauben aufgrund des neuen Potenzials alle Chancen zu ergreifen, die sich für die Schule als Bildungseinrichtung und für die einzelnen Fachschaften anbieten und die es uns möglich machen unsere Defizite mithilfe dieser neuen Chancen auszugleichen.

    Das Konzept, dass sich daraus ergibt soll unsere Fortschritte im Bereich Digitalisierung so schnell wie möglich verankern, damit sie nicht im Winde verwehen.




    Sonntag, 27. Juni 2021

    Unterricht am Bildschirm: Mach dir den Feind zum Freund

    In Coronazeiten verbringt so manch eine Klasse mit ihrem Lehrer Unterrichtszeit im Videokonferenz-Raum. Am Anfang der Pandemie war die Spannung und die Motivation groß, weil ungewohnte Situationen immer spannend sind. Aber mittlerweile wird es zur Gewohnheit. Obwohl in manchen Regionen der Präsenzunterricht wieder begonnen hat, sind in den meisten Ländern noch hybride Unterrichtsformen eingerichtet und die Videokonferenz ist langweiliger Alltag geworden. 

    Aber keine Sorge, es gibt auch in dem Format Methoden, die für Überraschung, Spaß und Motivation sorgen. Mach dir den Feind zum Freund!

    Du kannst den Chat spielerisch nutzen:

    - Stadt, Land, Wasser : Ein Schüler trägt stumm das Alphabet vor, ein anderer Schüler stoppt ihn. Bis zu welchem Buchstaben ist er gekommen? Bis M!  Alle Teilnehmer müssen so schnell wie möglich eine Stadt, ein Land und ein Gewässer mit diesem Anfangsbuchstaben in den Chat schreiben:

     Madrid, Mosel, München ... (Upps, zwei Städte, kein Land)

    Mississippi, Mainz, monaco ... (Upps Monaco wird groß geschrieben) 

    Mannheim, Mongolei, Main .... (Ja! Die erste korrekte Antwort gewinnt.)

    Dieses Chat-Spiel kann man vielfältig adaptieren an verschiedene Inhalte: Verb mit Partizip auf -t, Verb mit Partizip auf -en/ Obst, Gemüse, Blumen, Verkehrsmittel, Farben, historische Persönlichkeiten, usw. Hier geht es um schnelle Reaktion, um Kategorisierung von Begriffen. Die Runde dauert nur wenige Sekunden. Eignet sich als Einstieg, Auflockerung dazwischen oder als Abschluss der Stunde. Wichtig ist danach die gemeinsame Entscheidung darüber, welcher der erste korrekte Beitrag war.

     Ein Variante ist auch das Spiel ohne  die Vorgabe des Anfangsbuchstaben.  Man kann die Schüler darum bitten eine gewissen Zahl an Begriffen zu bestimmten Kategorien aus der Unterrichtseinheit zu nennen. Z.B.  Pflanzenzellorganellen und Tierzellorganellen; Minerale und Gase aus dem Periodensystem; Mannschaftssportarten, Kampfsportarten und Einzelsportarten; drei autoritäre Staaten oder Sonstiges. Nach einigen Sekunden stoppt man den Schreibprozess und bespricht mit den Schülern, wer als erster richtige Antworten angeführt hat.

    - Geschichtenpuzzle: Im Sprachunterricht, beim kreativen Schreiben kann man die Schüler bitten die Mikrophone auszuschalten, damit der Vorgang nicht abgesprochen wird. Der Lehrer kann einen Satz in den Chat schreiben, der die Einleitung in eine spannende Erzählung bietet: Es war einmal in einer finsternen Gewitternacht ... Ich saß alleine in meinem Zimmer und hörte plötzlich ... Die Teilnehmer fügen dann jeweils einen Satz hinzu und entwickeln gemeinsam eine Geschichte. Die Erzählung erlebt oft lustige Wendungen.

    Einige Videokonferenzräume erlauben es, anschließend die Chatbeiträge auszudrucken.

     

    Du kannst die Kamerafunktion spielerisch nutzen:

    -Ein Blick für die Details: In dem Fall zeigen einzelne Schüler oder der Lehrer Bilder, ihre Kleidung, Familienfotos, Bildquellen, Tiere, Stadtbilder, o.Ä.  und schalten danach die Kamera aus, die anderen erinnern die Details. Wie sah der Raum aus? Welche Kleidung hatte er/sie an? Welche Familienmitglieder waren zu sehen? Die Antworten werden im Chat, auf der digitalen Tafel oder mündlich zusammengetragen und danach bei offener Kamera wieder überprüft.

    Es wird noch spannender, wenn die Kamera unangemeldet ausgeschaltet wird. 

    -Kofferpacken in verschiedenen Varianten: Dieses Spiel sorgt für Bewegung, Aufmerksamkeit und Spaß. Der erste Schüler macht eine Bewegung oder Tanzschritt, der zweite im Bild wiederholt und fügt eine weitere Bewegung hinzu, der dritte macht beide Bewegungen der Vorgänger nach und fügt eine neue hinzu ...

                            

    -Screenshot Collage: Kann man  die Collagen, wie solche aus dem Film auch für Unterrichtszwecke benutzen? Ich denke an Buch Interpretationen, als moderne Variante von Standbildern  oder zur Personencharakterisierung oder Darstellung von Figurenkonstellationen. Ein geteiltes Gesicht könnte z.B. zwei entgegengesetzte Charaktere darstellen. Wenn man statt Menschen Bildkarten aus verschiedenen Elementen zusammensetzt, wird die Methode noch vielfältiger!

    -Analoge Filter und Bilderrahmen: Wie im Video zu sehen ist, kann man Filter und Rahmen gestalten. Durch diese veränderten Bilder kann man nicht nur  Kreativität fördern und Spaß haben, sondern man kann sie auch als Sprechanlass nehmen. Phantasiegeschichten aller Art! Wo bist du da? Was hast du dort erlebt? Wie wirkt sich das veränderte Bild aus?

    -Puzzlekarten: Satzbau: Die Teilnehmer werden zuvor aufgeteilt in Gruppen. Vor dem Meeting schreiben einige Schüler Subjekte auf weiße Blätter, andere schreiben finite Verben, andere, Temporalangaben und andere Ergänzungen zum Beispiel. In der Videokonferenz halten die Teilnehmer ihre Wortkarten versteckt, bis der Lehrer vier Schüler (einen aus jeder Satzgliedgruppe) aufruft und sie nach einem bestimmten Signal ihre vier Karten hochhalten müssen.  Ergibt das einen sinnvollen Satz? Oder einen unsinnigen? 

    Varianten dazu sind auch Fachwörter und ihre Definitionen, mathematische Gleichungen oder alle möglichen Zuordnungsaufgaben. In dem Fall müssten zwei Karten gezeigt werden und überprüft werden, ob sie zusammengehören. 

    Wichtig ist hierbei immer, dass die Karten gleichzeitig und ohne Absprache hochgehalten werden.

    Viele Videokonferenzräume bieten auch die Funktion Hintergrundbilder einzublenden. Die Hintergrund-Bilder kann man nutzen, um Gruppenzugehörigkeit zu veranschaulichen, oder auch um Gruppen zu bilden, wenn auf ein Signal hin gleichzeitig ein Hintergrundbild gewählt werden muss. Schüler, die das gleiche Bild gewählt haben, müssten zusammenarbeiten, in einer Debatte dieselbe Rolle übernehmen oder dieselbe Aufgabe erledigen.

    Du kannst auch das Mikrophon spielerisch nutzen: Wie wäre es z.B. wenn Schüler sprechen ohne Mikro und die Mitschüler die Lippen lesen müssten?

    Also. liebe Kollegen! Der Feind der unpersönlichen, kalten Videokonferenzen hat sich im Schulunterricht eingeschlichen, und vielleicht nistet er sich in der zukünftigen digitalen Schullandschaft Post-Corona auch ein, also machen wir ihn uns zum Freund. 


    Mittwoch, 23. Juni 2021

    DSD 2 Leseverstehen Teil 1

    Vier kurze Texte zu einem gemeinsamen Thema, acht Überschriften. Die Schüler müssen Texte und passende Überschriften zuordnen.

    Der falsche Ansatz ist zu denken, dass man in den Texten Schlüsselwörter markieren kann und dann sofort die passende Überschrift findet. Die Texte handeln nämlich alle vom gleichen Thema und manch einmal spielen Adverbien und Adjektive eine bedeutende Rolle, alles andere als Schlüsselwörter!

    Hier hilft  meiner Meinung nach dieselbe Strategie, wie im DSD 1, Teil 2 am besten:

    1. Lies zuerst die Überschriften! Jede Überschrift enthält 2 oder 3 Inhaltselemente, die man im passenden Text wiederfinden muss. Hier ein Beispiel aus Modellsatz 1, in dem ganz deutlich Verkehrsmittel und Reiseziel genannt werden: 


    2. Ordne die passenden Texte zu! Dabei sollte man alle Inhaltselemente aus der Überschrift suchen. 

    Hier der Text zu Überschrift C:


    Zusätzliche Schwierigkeit ist hier die Deutung des Begriffs "absteigen", da der Kandidat erkennen muss, dass man vom Rad absteigt, nicht aus dem Auto oder dem Bus.

    Siehe hier der Text zu Überschrift D:


    Besonders wichtig ist es darauf aufmerksam zu machen, dass alle Bedingungen erfüllt sein müssen. In diesem Text werden z.B. Donaumetropolen genannt, was auf die Überschrift B deuten könnte, aber die Bedingung dorthin "fliegen" ist nicht erfüllt.
    Manchmal werden Überschriften angeboten, die sich auf Teilinformationen in einem Text beziehen, aber nicht auf den ganzen Text.

    3. Achte auf auf synonyme Wörter in den Texten! Bei der Zuordnung wird der flexible Umgang mit Wortschatz erwartet, bei dem der Kandidat Synonyme Vokabeln kennen muss. (Identische Vokabeln sind oft Fallen!) Als Beispiel könnte ich aus Modellsatz 2, LV Teil 1 anführen: Zusammenarbeit lernen/Teamfähigkeit stärken,  schulische Leistungen steigern/gute Ergebnisse im Schulalltag schaffen,  physikalische Regeln erkennen/Naturgesetze verstehen



    Hier eine LV Übung, in der du zu kurzen Texten, die passende Überschrift finden musst. Quelle sind Sternchentexte zum Thema Integration:


    Sonntag, 13. Juni 2021

    DSD 2 Leseverstehen Teil 3

     Im Teil 3 des Leseverstehen müssen die Kandidaten in der Lage sein, einen authentischen Sachtext zu verstehen, der ca. 300 Wörter umfasst und meist von sozialen Themen handelt. Der Text weist fünf Satzlücken auf und der Schüler muss unter einem Angebot von sieben Sätzen entscheiden, welche in die Lücken passen.

    Diese Aufgabe überprüft, ob der Kandidat die inhaltliche Struktur des Textes erkennt und ob er in der Lage ist, aufgrund der Kohäsionsmittel und des Kontexts die Textlücke sinnvoll zu schließen. 

    Es ist eine überwältigende Aufgabe, wenn der Wortschatz des Kandidaten begrenzt ist, in authentischen Texten erscheinen nämlich auch Redewendungen und Textkonnektoren, die unsere Schüler oft nicht verstehen, die aber eine wichtige Strukturierungsfunktion haben können. Als Beispiel könnte ich Modellsatz 1 nennen, in dem im Text "Umgang mit Stress" Redewendungen wie sich ins Zeug legen oder etwas im Griff haben vorkommen und  Konnektoren wie somit, mitunter, folglich, und das wiederum oder die Partikel doch eine Rolle spielen, um die Aufgabe zu lösen. Im Modellsatz 2  im Text "Körpersprache" ist mehrmals die Rede vom Volksmund und es erscheinen Konnektoren wie jedoch, allerdings, nämlich, daraus folgt. Im Text "Fairness lernen", Modellsatz 3 heißen die Eltern Erziehungsberechtigte und sie müssen etwas an den Tag legen. In diesem Text müssen Kandidaten auch mehrgliedrige Konjunktionen kombiniert mit Partikeln wie nicht nur ... sondern oft sogar oder und zwar auch und gerade dann wenn verstehen. Zudem weisen  authentische Zeitungsartikel auch oft einen eher unkonventionellen Satzbau auf.

    Das heißt wir Lehrer müssen unseren Schülern Strategien vermitteln, die ihnen erlauben einerseits den Text ganzheitlich anzugehen, so dass sie sich an dem bekannten Wortschatz entlang arbeiten können und andererseits müssen wir sie aufmerksam machen auf strukturierende Konnektoren oder besser gesagt auf allgemeine Kohäsionsmittel.

    Anschließend einige Vorschläge: Es sind Texte zu den Sternchenthemen  aus Paschnet, die ich bearbeitet habe. Hier sollen die Schüler:

    1. Den Text überfliegen, um das Thema allgemein zu erkennen und Erwartungen aufzubauen.

    2. Inhaltliche Erwartungen auf die Lücke formulieren, so dass später die Auswahl der Sätze leichter fällt.

    3. Jeden Abschnitt mit einem Titel versehen. Dafür muss man nicht jedes Wort kennen, sondern nur einige Schlüsselwörter, um die grobe inhaltliche Struktur zu erkennen.

    4. Auch jeden angebotenen Satz denselben Titeln zuordnen, so dass sie erkennen, in welchen Abschnitt die einzelnen Sätze gehören könnten.

    5. Auf Pronomen, Pronominaladverbien und Konnektoren achten.

    Damit die Schüler bewusst Erwartungen formulieren und Abschnitte betiteln, ohne intuitive Lösungsansätze, könnte man die angebotenen Sätze erst danach zeigen.

    Hier die Areitsblätter zum Download

             
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    Freitag, 11. Juni 2021

    Leseverstehen DSD 2: Die Herausforderung!!!!!!


    Das Leseverstehen im Sprachdiplom 2 ist sehr anspruchsvoll für DaF Schüler, weil es konzipiert ist mit einer Bestehensgrenze von 60% (14/24 Punkte) für C1 und 33% (8/24 Punkte) für B2 Niveau.
    Für Schüler mit B2 Niveau stellt das eine besondere Herausforderung, weil sie mit einem authentischen Text umgehen müssen, der sie sprachlich stark überfordert. Obwohl unsere Schüler wissen, dass sie nur 8 Punkte erreichen müssen, wirkt sich dieses Ungleichgewicht zwischen Textanforderung und Sprachniveau sehr frustrierend aus.
    Für die Lehrer andererseits bietet die Aufgabenstellung auch eine große Herausforderung, weil sie ihre DaF Schüler den Umgang mit diesen Texten lehren müssen, Texte, in denen der unbekannte Wortschatz und die Komplexität der Sprachstruktur die Lösung der Aufgaben erschwert. Sie müssen sich eine schrittweise Angehensweise überlegen, mit der die Schüler verstärkt werden durch Lesestrategien, die ihnen klare Wege weisen.

    In dem Sinne werde ich in den nächsten Beiträgen einige Hilfestellungen bieten ....

    Dienstag, 8. Juni 2021

    DSD Deutsches Sprachdiplom B1: Leseverstehen 2

     

    Im zweiten Subtest geht es um die passende Zuordnung von 4 Aussagen zu 8 kurzen Anzeigen von ca. 35 Wörtern. Meistens sind zwei der Anzeigen inhaltlich ähnlich, aber nur eine Anzeige entspricht genau einer Aussage.

    In dieser Aufgabenstellung geht es um Detailverständnis der Aussagen und der Anzeigen.

    Die Schüler sollten folgende Strategien anwenden:

    Angebot oder Suche erkennen

    Die Schüleraussagen entsprechen etwa einer Suche oder einem Angebot. Manchmal haben die Jugendlichen z.B. eine Idee und wollen sie beitragen, oder wollen Hilfe anbieten oder ein Musikinstrument/Fahrrad/Computer spenden oder verkaufen. Manchmal suchen die Jugendlichen Hilfe oder eine Arbeitsgemeinschaft. manchmal auch  eine Gruppe, mit der sie Hobbys teilen können o.Ä.

    Meiner Erfahrung nach fällt die Zuordnung leichter, wenn die Kandidaten diese inhaltlichen Kategorien erkennen. Hilfreich ist auch, wenn sie mit Farben oder Buchstaben den Unterschied zwischen Suche oder Angebot kennzeichnen.

    Diese Strategie kann man natürlich auch getrennt gezielt üben. Hier z.B. eine Learninapp dazu.


    Bedingungen erkennen

    Jede Schüleraussage enthält mindesten zwei Bedingungen ihrer Suche oder ihres Angebots. Sie wollen z.B. mit dem Fahrrad  in der Natur fahren, oder am Wochenende Hausaufgabenhilfe anbieten, oder jemand sucht eine Freundin, mit der sie über spannende Filme sprechen kann.

    Wenn der Kandidat diese Bedingungen erkennt und einkreist oder unterstreicht, kann er später von den inhaltlich ähnlichen Anzeigen, die treffende besser auswählen.

    Anzeigen überfliegen und Paare suchen

    Sobald der Kandidat die Aussagen genau gelesen hat, sollte er sich den Anzeigen widmen. Wenn er sie erstmal überfliegt wird er meistens zwei finden, die auf den ersten Blick inhaltlich zu einer Aussage passen könnten.

    Erfüllung der Bedingungen überprüfen

    Detaillektüre der (beiden) Anzeigen, die zu einer Aussage passen. Dabei darauf achten, ob die Anzeige die Suche/das Angebot und die Bedingungen  erfüllt. Dabei sollte der Kandidat die entsprechenden Schlüsselwörter markieren.

    Mit folgendem Domino kann man diese Fertigkeit spielerisch trainieren, in Gruppen oder als Menschendomino in der Klasse.

     

    Download

    Siehe hier auch eine einfache Zuordnungsvariante zum download.

     

    Durchstreichen, der bereits zugeordneten Anzeigen

    Wenn der Schüler die bereits bearbeiteten Anzeigen durchstreicht, kann er gezielter nach den nächsten Anzeigen suchen.


    Dienstag, 1. Juni 2021

    DSD Deutsches Sprachdiplom B1: Leseverstehen 1

     

    DSD 1 Leseverstehen I

    Das Leseverstehen im Deutschen Sprachdiplom überprüft eine Reihe von Kompetenzen, die es einzeln zu erkennen gilt, so dass man die Schüler gezielter vorbereiten kann.

    In den nächsten Beiträgen werde ich einige dieser Kompetenzen genauer untersuchen und einige Trainingsmaterialien anbieten.

    Subtest 1 umfasst einen einfachen Sachtext, der ca. 150 Wörter lang ist und mit fünf Lücken versehen ist.  Dem Prüfling stehen 10 Wörter zur Verfügung, die er treffend im Text einsetzen muss. Anschliessend muss er für den Text von drei Alternativen eine geignete Überschrift wählen.

    1.       Text überfliegen. 

    Wie bei den meisten LV sollte der Schüler erst den Text überfliegen, damit er die inhaltliche Erwartung aufbaut und sein Vorwissen in den Lesevorgang einbeziehen kann. Das ist natürlich im Fremdsprachenunterricht noch wichtiger als in der Muttersprache, weil er für die Begriffserkennung und die Interpretation stärker auf alle mögliche Assoziationen zugreifen muss.

    2.       Erwartete Wortart erkennen 

    Danach sollte der Kandidat Lücke für Lücke überlegen, welche Wortart in die Lücke passt, was natürlich auch den Umgang mit einfachen Satzbaumustern voraussetzt.Steht die Lücke z.B. zwischen einem Artikel und einem Substantiv ist ein Adjektiv einzusetzen, steht die Lücke an zweiter Stelle im Satz, fehlt das finite Verb. Wenn die Lücke am Ende des Satzes steht, könnte der zweite Teil einer Satzklammer fehlen. Unter den angebotenen Vokabeln kann man dann die herausfiltern, die je nach Wortart in Frage kommen. Diese Strategie ist meiner Erfahrung nach von grosser Hilfe. Kongruenz von Prädikat und Subjekt oder Genus bieten leider keine Hinweise. 

    Markierungen mit unterschiedlichen Farben oder Rahmen, um die Vokabeln können hilfreich sein.

          Herausgefilterte Vokabeln inhaltlich einordnen  

    Von den Vokabeln, die in die Lücke passen könnten, muss nun der Kandidat das auswähen, was inhaltlich am besten passt. Dafür muss nicht nur der vollständige Satz, in dem sich die Lücke befindet gelesen werden, sondern auch der Satz vor und nach der Lücke, weil die erweiterte Kontextualisierung Hinweise gibt.

    Wenn die Schüler die passende Vokabel nicht kennen, wählen sie sie meistens nicht.

    4.       Sinnhaftigkeit überprüfen      

    Genau aus dem soeben genannten Grund, ist es sehr wichtig, am Ende den ganzen Text mit den ausgefüllten Lücken noch einmal genau durchzulesen, um die Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Einfacher ist das natürlich, wenn die Schüler nicht nur Buchstaben in die Lücken schreiben, was eigentlich genügt für die Übertragung auf das Lösungsblatt, sondern das ganze Wort. Einzelne Buchstaben würden an dieser Stelle den Lesefluss stocken. Wenn der Kandidat an dieser Stelle merkt, dass ein Wort in einer Lücke keinen Sinn ergibt, könnte er ein anderes derselben Wortart einsetzen, obwohl er es vielleicht nicht kennt.

    5.       Hauptgedanken von Detailinformationen unterscheiden   

    Von den drei angebotenen Überschriften trifft meistens nur eine die allgemeine Textaussage, die anderen beziehen sich auf einzelne Textabschnitte oder Detailinformation. Im Fall, dass die Kandidaten das nicht erkennen, kann man sie an dieser Stelle auffordern, am Rand des Textes oder innerhalb des Textes Klammern zu setzen, um die Stellen zu markieren, die einen Bezug haben zu den einzelnen Titeln. Ein andere Möglichkeit ist auch mit jeweils verschiedenen Farben Schlüsselwörter zu markieren, die sich auf die einzelnen Überschriften beziehen. Üblicherweise gibt es die meisten Schlüsselwörter für die passende Überschrift, aber es ist oft für die Schüler nicht einfach in der Fremdsprache Schlüsselwörter zu erkennen, deshalb ist die „Klammermethode“ einfacher.

    Im nächsten Beitrag gehts um Subtest 2.

    Hier einige Arbeitsblätter

      

    Download

     

    Hier noch ein kleiner Learningsnack     Leseverstehen 1 üben

    Dienstag, 25. Mai 2021

    Boxkampf: Vernetzung gegen Datenschutz

    Früher hatten es DaF Lehrer schwer, authentisches Material zu finden. Der Lehrer war der einzige Kontakt zur deutschen Sprache. In größeren Städten gab es manchmal das Goethe Institut, wo man einige Bücher ausleihen konnte und Deutsche Schulen im Ausland bekamen über irgend welche Sprachbeihilfe Budgets einige Lehrmittel  zur Verfügung gestellt. 

    Seit Ende der 90er Jahre hat sich nun das spärliche Angebot vergrößert um das Tausendfache!!!!

    Im Internet ist seit dem alles zu finden: Zeitungen, Nachrichten, Kurzfilme, didaktisiertes Material, Online Spiele, Karikaturen, Statistiken. Wir brauchen nur das passende Suchwort und schon, fast wie ein Zauber, öffnet sich eine unendliche Welt des Sprachangebots. Authentisch und vielfältig. Einerseits ein riesen Angebot von Lehrmaterial für die DaF Lehrer, andererseits ein unendlich großer Pool, in das motivierte, interessierte Lerner eintauchen können, wenn sie Information oder Unterhaltung in der Zielsprache suchen. Eine unüberschaubar große multimediale Materialbörse, die die Immersion in die Fremdsprache und die fremde Kultur ermöglicht.

    Aber Fremdsprache umfasst nun mal nicht nur rezeptive Kompetenzen, sondern auch Sprechen und Schreiben und deshalb ist die nächste logische Stufe die Interaktion im Netz.

    Und tatsächlich versuchen wir nun seit einigen Jahren auch interaktiv zu werden, damit unsere Schüler auch "authentische" Sprachanlässe bekommen, damit die deutsche Sprache sich nicht nur auf den Unterricht und die Schule beschränkt. Wir suchen deutsche Partnerklassen für Klassenkorrespondenz,  auf Internetplattformen wie Padlet, wir wollen einen offenen Schülerblog gestalten, damit wir weltweites Feedback bekommen, damit ein authentischer, natürlicher Umgang mit der Sprache stattfindet.

    Aber immer wieder steht uns der deutsche Datenschutz im Weg. Es ist ein Boxkampf. In der einen Ecke auf dem Ring steht hoffnungsvoll und stark motiviert die Vernetzung, die Immersion, die interkulturelle, digitale Kompetenz und in der gegenüber liegenden Ecke sitzt der schwere, solide, undurchdringliche Datenschutz. Sie treten an und immer wieder prallt die Vernetzung gegen den harten Boxhandschuh des Datenschutzes. 


     Dürfen die Schüler eigene E-Mail Adressen einrichten? Genehmigen die Eltern, dass sie sich auf Internetplattformen anmelden? Darf man Fotos von den kleinen Schützlingen veröffentlichen? Kann man  die Vernetzung, die internationale Kommunikation und die digitale Kompetenz entwickeln ohne Risiko einzugehen?

    Vermutlich muss man ein subtiles Gleichgewicht finden, so viel Vernetzung wie möglich mit so viel Datenschutz wie nötig. Für  die Entwicklung der digitalen Kompetenz, der interkulturellen Erfahrung im digitalen Zeitalter und für den Fremdsprachenerwerb  wäre es nämlich viel besser, wenn beide Größen sich nicht auf dem Ring treffen würden, sondern  zu einem Tanz auf dem Parkett.







    Mittwoch, 19. Mai 2021

    Bildung wird zur offenen Architektur

     

    Schon fast 18 Monate steht die ganze Welt Kopf. Auch die Schule. Hybride Unterrichtsformen, geteilte Gruppen, synchron mit Lehrer, asynchron ohne Lehrer, Notbetreuung, Grenzen der klassischen Evaluationsformen, gestresste Eltern, neue reduzierte Stundenpläne, Videokonferenzen.


    Uns allen, Lehrern oder Bildungswissenschaftlern graut es vor den riesen Wissenslücken, die die Corona Zeit in unseren jetzigen Schülern hinterlassen wird. Und tatsächlich wurden die Schüler in den meisten Ländern bereits recht oder schlecht in die nächste Klasse versetzt und manch ein Lehrer führt nun die ersten altbewährten Evaluationen durch und ihm stehen dann die Haare zu Berge, weil die Wissenslücken so katastrophale Ausmaße annehmen.

    Und das mag auch stimmen, vor allem in Fällen, wo das soziale Umfeld die Schule nicht unterstützt hat und wo der Kontakt mit der Schule nicht aufrecht erhalten werden konnte. Denn in dieser Zeit musste die Schule ganz gezielt Schülerkontakte pflegen, wie Dienstleistungsunternehmen.

    Allerdings denke ich, in den meisten Fällen ist es der Schule gelungen, die pädagogische Kontinuität zu garantieren. Mit Wissenslücken wahrscheinlich ...

    Die Schule musste schneller den je flexibel reagieren, sie musste neue Wege suchen und sie musste ihr schweres, dichtes, solides, traditionelles Schulsystem verwandeln in ein offenes, flexibles, durchlässiges Gebäude. Ich hoffe Architekten können mit meiner Analogie leben. Schule musste reduziert werden auf das Mindeste, oder besser auf das Wesentliche. Keine unnötigen Wände, kein Schmuck, keine Zierde, kein Stuck, nur tragende Säulen und feste Balken. 

    Deshalb werden vermutlich traditionelle Wissensabfragen nach der Corona Schule auch sehr schlecht ausfallen, denn die Schule musste es erzwungenerweise wagen, den Bildungsbau auf Säulen der Beispielhaftigkeit und Balken der Kernkompetenzen zu fokussieren.

    Es ist zwar schade, um den Glanz und die Pracht des Wissens, aber offene Architektur kann auch nachhaltige und dauerhafte Gebäude gestalten.

    Sonntag, 9. Mai 2021

    Feuerwerk im Unterricht



     Ich sitze in einem kleinen Sitzkreis im Schulgarten, denn meine Grundschule hatte einen Garten, keinen Hof. Wir schauen alle in einen blauen Eimer mit Wasser und wir werfen verschiedene Objekte ins Wasser. Es spritzt. Ein kleiner Stein, ein Karton, eine Wäscheklammer. Die Lehrerin nähert sich meiner Gruppe, zeigt einen Radiergummi und wir sollen Vermutungen anstellen, ob er schwimmen, untergehen oder schweben wird. Dann wirft sie ihn ins Wasser und wir überprüfen, was passiert. Wir halten einen etwas bespritzten Block auf dem Schoss und schreiben auf, welche Objekte, sich wie verhalten.

    Deutschunterricht, 6. und 7. Klasse zusammen. Eine meiner besten Freundinnen, Karin ist die Prinzessin, ich spiele die Rolle der Königin Mutter. "Ich will dein Geselle und Spielkamerad sein, an deinem Tischlein neben dir sitzen, von deinem goldenen Tellerlein essen, aus deinem Becherlein trinken, in deinem Bettlein schlafen: Wenn du mir das versprichst, so will ich hinuntersteigen und dir die goldene Kugel wieder heraufholen" sagt der Frosch Mathias im Brunnen.

    Irgendwo in einem Raum, viel Licht, grosse Fenster. Ich kann gar nicht mehr nachvollziehen, wo das gewesen sein kann, denn keine der Schulen, in denen ich war hatte ein Labor. Vermutlich hat jemand Bunsenbrenner und ein Destillationsanlage aufgestellt und ich durfte den Brenner anmachen und Wasser abmessen. Alle haben auf mich geschaut.

    Sitzkreis, Spanischunterricht. Wir hören gespannt auf die Lektüre: "Milla Lonco" Zwei Freunde erleben Freundschaft und Abenteuer in einer Welt, in der Indianer die Soldatenfestungen überfallen. Total faszinierend für mich.

    Sekundarstufe, Gruppentische, Wirtschaftsunterricht, Dokumente und Briefe wandern von einer Gruppe in die andere. Wir waren die Bank in diesem Unternehmensgefüge. Ich musste Kleingeld umtauschen. Andere mussten Rechnungen ausstellen, Lieferscheine, Schecks. Normalerweise war der BW-Unterricht super langweilig, aber diese Aktion war super!

    Erinnerungen an meine Schulzeit...

    Woran erinnerst du dich, wenn du an deine Schulzeit denkst? 

    Es sind die Momente, in denen man selbst im Mittelpunkt stand, in denen man selbst eine wichtige Rolle spielte, in denen man etwas Außergewöhnliches tat, wie im Garten arbeiten oder auf der Bühne stehen. Besonders spannende Erzählungen, besonders interessante Aufgaben, aktuelle Themen, besonders knifflige Fragestellungen oder authenische Spiele.

    Roberto Rosler oder Francisco Mora Teruel, zwei bekannte Neurowissenschaftler erklären es in  Vorträgen, Kongressen  und Webinaren: Emotion und Bedürfnis setzten Dopamin frei, wecken die Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft. Klar und deutlich sprechen sie sich aus gegen künstliche Intelligenz. Ohne authentisches Interesse, Emotion oder Bedürfnis soll kein nachhaltiger Lernerfolg stattfinden. Darauf haben vermutlich auch die Sprachwissenschaftler aufgebaut, als sie für pragmatischen, handlungsorientierten Sprachunterricht plädierten. 

    Also bitte, zünden wir jede Stunde ein kleines Feuerwerk, dann ist der Lernerfolg größer.





    Freitag, 7. Mai 2021

    7 einfache Werkzeuge für Dopaminschub

    Aufgrund meiner eigenen Erfahrung als Schülerin und nachdem ich an meiner Schule vor einigen Jahren vor Ort einen Vortrag von dem Neurowissenschaftler Roberto Rosler gehört hatte, habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, wie ich meine Schüler am besten emotional ansprechen kann, damit sie besser lernen. Vielleicht schaffe ich es dann auch,  Spuren zu hinterlassen, wenn sie an ihre Schulzeit zurückdenken.

    Diese einfachen Werkzeuge kamen mir sofort in den Sinn.

              

    Wer hat noch weitere Rezepte?

    Mittwoch, 5. Mai 2021

    Geht Drill auch lustig?

    Wie im letzten Beitrag erwähnt, finde ich Automatisierung im Fremdsprachenerwerb wichtig, damit unsere Fremdsprachler sich die Strukturen und den Wortschatz aneignen und dann im freien Gespräch unbewusst darauf zurückgreifen. Wiederholungsaufgaben sollten aber auf jeden Fall themenbezogen durchgeführt werden und auf keinen Fall demotivierend wirken. Hier einige spielerische Ansätze, spielerische Grundlagen, die vielfältig eingesetzt werden können. Alle Spiele, außer dem Wollnetz können auch im virtuellen Unterricht eingesetzt werden.
    Sie garantieren mehrfache Wiederholung und Spaß!

     Der Aufmerksamkeitskönig

    Schritt 1: Jeder Schüler in der Klasse liefert eine Information unter Einsatz eines vorgegebenen Satzmusters.

    Z.B

    • Ich habe gestern ... gegessen.
    • Das Musikfestival findet in ... statt.
    • Ich bevorzuge ...
    • Mein Ausbildungsunternehmen wurde ... gegründet.
    • Mein Diagramm liefert Auskunft über ...

    Schritt 2: Ein Kandidat versucht so viele Informationen wiederzugeben, wie er behalten konnte. Sobald er eine Information falsch zuordnet oder sich an nichts weiter mehr erinnert, setzt er aus. Der Lehrer zählt die korrekt memorisierten Wiedergaben.

     Z.B.

    • Sebastian hat gestern Pizza gegessen, Luise hat gestern Pommes gegessen, Stefan hat gestern Salat gegessen, ...
    • Lucias Ausbildungsunternehmen wurde im Jahr 1980 gegründet, Maikes Unternehmen wurde im Jahr 1820 gegründet, ...

     Weitere Kandidaten versuchen jeweils mehr Informationen wiederzugeben. Sie dürfen die bereits Erwähnten erneut nennen, müssen aber die Anzahl übertreffen, damit sie zum König gekürt werden.

    Der Lehrer bestimmt, wann das Spiel beendet wird.

     Auf Datenjagd

    Schritt 1: Der Lehrer verteilt Material das unterschiedliche Lücken aufweist, so dass unterschiedliche Gruppen, bzw. unterschiedliche Schüler einige Informationen haben und die fehlenden Daten erfragen müssen. Es sollte mindestens drei unterschiedliche Vorlagen geben.

    Mögliche Anwendungsbereiche: Statistiken oder Diagramme, Familienbeschreibungen, Stundenpläne, Ortsangaben, Biographien, usw.

    Beispiel:

     

    Alter

     

    Geburtstag

    Beruf

    Hobby

    Frau Berger

    29

     

    Industriekauffrau

     

    Herr Berger

     

    12. Oktober

     

     

    Carolin

     

     

     

     

     Großvater

    73

     

     

    Lesen

     

     

    Alter

    Geburtstag

    Beruf

    Hobby

    Frau Berger

     

     

     

    Gartenarbeit

    Herr Berger

    35

     

     

    Formel 1

    Carolin

     

    7.November

    Schülerin

     

    Großvater

     

    10. Oktober

     

     

     

     

    Alter

    Geburtstag

    Beruf

    Hobby

    Frau Berger

     

    21. Januar

     

     

    Herr Berger

     

     

    Programmierer

     

    Carolin

    16

     

     

    Kunstturnen

    Großvater

     

     

    Zahnarzt

     

    Schritt 2: Schüler fragen einen ihrer Mitschüler persönlich nach der konkreten Information. Hat der Befragte sie, teilt er die Information mit, wenn nicht, antwortet er: „Tut mir Leid, das weiß ich nicht.“ Der Befragte darf als Nächster jemanden Fragen.

    Beispiel:

    Schüler 1: Stefan, wann hat Carolin Geburtstag? Stefan: „Tut mir leid, das weiß ich nicht. Marco, wie alt ist der Großvater?“ Marco: „Der Großvater ist 73 Jahre alt. Silke, wann hat Maike Geburtstag?“

     Wer zuerst alle Informationen ausgefüllt hat, gewinnt. Meistens diejenigen, die systematisch Information erfragen.

     

     Ratespiele

    Schritt 1: Die Schüler stellen anhand einer Reihe von kurzen Satzbaumustern etwas vor.

    Mögliche Anwendungsbereiche: Persönlichkeiten/Vorbilder, Erfinder/Erfindungen, Hobbys, Sportarten, Städte/Länder, Unternehmen, bedrohte Tiere usw.

    Z.B.

    • Mein Tier ist ein ...-tier.
    • Es ist ... m lang und ... m hoch.
    • Es hat ... Federn/Fell/Haut.
    • Es ist ein ...-fresser. Es ernährt sich von ...
    • Es lebt in ...

    • Meine Stadt befindet sich in ...
    • Die Stadt hat ... Einwohner.
    • Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind ...
    • Sie liegt am ... Fluss/See/Meer

     Schritt 2: Die Mitschüler erraten, was gemeint ist.



     Memory

     Schritt 1: Paare von Karten oder Bildern werden umgekehrt auf den Boden gelegt, beziehungsweise an der Tafel befestigt oder digital eingerichtet.

    Mögliche Anwendungsbereiche: Konjunktionen, Verbzeiten, Verben die Ursache und Folge verknüpfen, usw.

    Z.B. 

    •  Er sammelt Batterien         statt sie in den Müll zu werfen.
    •  Er öffnet die Fenster          statt die Klimaanlage einzuschalten.
    •  Er kauft Pfandflaschen      statt Einwegflaschen zu nehmen.

    •  Arbeitslosigkeit führt zu               Depressionen.
    •  Mehr Autoverkehr führt zu                   mehr Luftverschmutzung.
    •  Die Digitalisierung der Schulbildung führt zur       Vertiefung sozialer Unterschiede.

     Schritt 2: Die Schüler decken jeweils zwei Karten auf, lesen laut vor und entscheiden, ob die Karten zusammengehören. Wenn es der Fall ist, behalten sie das Paar und decken zwei weitere Karten auf, wenn nicht, spielt der nächste Schüler weiter.

     Wer die meisten Paare aufgedeckt hat, gewinnt. Wichtig ist hier im Sinne der Automatisierung, dass die Texte der aufgedeckten Karten laut vorgelesen werden.

     

    Wollnetz

    Schritt 1: Die Schüler sitzen im Sitzkreis und werfen sich nacheinander einen Wollknäul zu, wobei jeder das Ende des Knäuls in der Hand behält. Wer den Knäul empfängt, liefert die Information nach vorgegebenem Satzbaumuster. Dadurch entsteht ein Wollnetz im Sitzkreis. 

             Beispiele:

    • Ich bin der Meinung, dass ...
    • In meiner Freizeit ... am liebsten ... /Ich beschäftige mich in der Freizeit gerne mit ...
    • Meine Familie besteht aus ...
    • Ich interessiere mich für ...

     Schritt 2: Die Schüler versuchen das Netz wieder zu lösen, ohne dass sich die Wolle verheddert, in dem sie wiedergeben, was der Mitschüler vor ihnen berichtet hatte und ihm den Wollknäul zurückwerfen.

    • Stefan ist der Meinung, dass ...


    Viel Spaß und viel Erfolg!